Bärstadter Kerbespruch 1998

 

Jedes Jahr zur Goldenen Zeit,

mache mer uns zur Kerb bereit,

so geht’s in Barschied Johr in, Johr aus,

feiern dun mer in de Turnhall unn im Bürgerhaus.

Drum grüß isch hier obbe alle Leut,

die wolle mit uns feiern heut!

 

De Berti unn sein dicke Freund
hun dies Johr es Feld geräumt.

De neue Kanzler, wie mer heert,

is bei de Fraue heiß begehrt.

Doch hot er ja e schee jung Fraa,

damit’s nit geht wie in Amerika.

 

Jetzt seid Ihr sicher uff de Spruch gespannt,

passiert is jo auch allerhand.

Unn mer habbe ganz ungeniert
alles für euch aufnotiert.

 

S’is mein erster Spruch, also seid net bees,

wenn isch mich bei nem Vers e mol verles.

Ich trink noch en Schluck, dut Ihr’s mir nach,

bevor ich dann de Spruch vortrach. – V i v a t!

 

Vor hundert und ich weiß nicht mehr genau die Jahr,

als hier von uns noch keiner war,

ward unsre Kirche eingeweiht,

zum Tempel für die Christenheit.

Auf festem Grund steht sie gebaut und trotzet jedem Sturme,

und ihre Glocken rufen laut vom hohen Turme.

Sie laden uns zur Feier ein und mahnen zum Gebet.

Sie bringen uns den Morgengruß und tönen,

wenn der müde Fuß des Nachts zur Ruhe geht.

Selbst ihre Trauerklänge hallen,

wenn wir nach jener Stätte wallen.

Doch vor allem sei ein Ziel gesteckt,

dass uns kein Feuerruf mehr weckt.

Drum wollen wir den Bund erneuern,

und heute unsre Kirchweih feiern. – V i v a t!

 

Gefeiert wurd im Schützehaus,

da gab de Uri mol aaner aus.

Der Grund zum feiern wurd schnell gefunne,

40 wurd der alde Kunne.

All sind se gleich zum Büffet spaziert,

weil um Mitternacht wurd erst gratuliert.

Um kurz vor 12 war’s dann soweit,

man machte die Wunderkerze bereit.

E Fraa nimmt gleich en paar in die Hand
und wär daran aach fast verbrannt.

Denn Wunderkerze entwickele viel Hitze,

un da kam’s Heike ganz schee ins schwitze.

Wasser war grad nicht zur Stell,

drum lief sie zum Büffet ganz schnell.

Tzaziki is zum esse da,

doch kühlt’s auch die Finger wunderbar.

Dem Uri sei Frau fand des net so schee
und tat erbost daneber steh.

Mit em Esse hat sich’s nämlich morts Müh gegebe,

doch’s Tzaziki dat jetzt an Schester Heike’s Finger klebe.

Un die Moral von der Geschicht:
Messer, Gabel, Schere, Licht! – V i v a t!

 

Geburtstag hat ja ein jedermann,

drum war auch mal die Andrea dran.

En Kuche gabs von de Schwiegermama,

un die ganz Familie, die war da.

Als entfacht wurden dann die Kerzen,

schlugen schneller alle Herzen,

denn nicht nur das Kerzenwachs wurde weich,

auch der Kuche dats ihm gleich.

Ruckzuck stand er dann in Flamme,

der Rene nahm sein Mut zusamme,

is mit dem Kuche in die Werkstatt gerannt,

sonst wär des Backwerk noch verbrannt.

Dort wurde dann gelöscht und restauriert,

und der Kuche später noch serviert.

Zum Schluß, Andrea, noch en kleine Hinweis:

-unser Kuche schmecke auch gut uns in nit so heiß! – V i v a t!

 

Wenn man de Führerschein hat grad bekomme,

wird sich am Anfang noch benomme,

denn weil man de Lappe nur auf Probe hot,

fährt man gesittet in unserm Ort.

In de Tulpestraß moins, do is es passiert,

als de Kerl hot sein Auto ausrangiert.

Un weil er moins war später dran,

prallte er an en anner Auto dran.

Doch gemerkt hat der Fahrer dovon nix
un war um die Eck dann ganz fix.

Aber die Nachbarn, die passe uff
un schriebe gleich des Nummernschild uff.

Des Christel des war aach dabei
un rief dann gleich die Polizei.

Un als se so am wähle war,

schaut se sich des Nummernschild auf dem Zettel a.

Dann denkt se laut, des kann nit sei, RÜD-KB,

des is de Kai!

Un als er abends kam nach Haus,

kam die Christel dann schon raus.

Mit de Nachbarn wurd’s geklärt,

bezahle muß der, der dewidder fährt.

Fahrerflucht, des zahlt sich nit aus,

hoffentlich Kai, hast Du gelernt daraus! – V i v a t!

 

Im Gasthaus zur Sonne hot mer sich getroffe,

zu ner Verkaufsveranstaltung für Betten und Stoffe.

Um 5 Uhr Abends, da sollte es losgehn,

doch war von dem Verkäufer nichts zu sehn.


Nach stundenlanger warterei,

kam er dann endlich ins Wirtshaus rei.

Er is aach gleich in de Saal marschiert,

sprach dann laut und ungeniert:

Eins des sach ich ihne glei,

Geschenke gibt’s hier sowieso kei!

Denn de LKW mit dem ganze Kram,

ist liegengeblieben uff de Autobahn.

Doch die Gäste fande des nit so schee,

und date erbost in die Wirtschaft vorgeh.

Denn zum Esse gabs ja aach nix do,

un dodrüber war nur de Camelo froh.

Denn de Betteverkäufer must bezahle Schnitzel und Salat,

un die Gäste vorne, aße a la carte.

Ein Verkaufsabend in Bärstadt des lohnt sich halt nit,

drum geht so in die Sonn un esst Pizza oder Pomm frit. – V i v a t!

 

Jed Jahr gibt’s neue Arten vom Sport,

und manch einer schaffst auch in unserm Ort.

Früher ist mer Rollschuh gelaufe,

heut musst mer sich Inline-Skates kaufe,

denn hot mer Kinner, die halde ein fit,

do mescht de Pappa aach jed Sportart mit.

Fahrrad fahr und Fußball war für de Vater jo noch ganz schee,

doch will mer aach erstmol uff dene Dinger steh.

Mer is dann gefahrn mit’m Sohnemann,

doch heil kam der Alde nit mer an.

Gefalle uff de Finger, des war nit mehr schee,

drum musste er auch noch bei de Doktor geh.

Der hot em verpasst en weiße Verband,

doch blieb der so nit an dieser Hand.

Für’s Dusche musst der Verband mol verschwinne
und hinnerher dat sich’s der Patient selbst verbinne.

Doch als der Abend nahm seinen lauf,

kame die Schmerze dann wieder auf,

denn nicht der kranke Griffel erstrahlte in weiß,

sondern der deneber pochte ganz heiß.

Er hot verwechselt die Finger ganz klar,

mer hot ja aach 5 an aaner Hand dra.

So Radi, jetzt sind die Finger wieder ganz,

drum führ die Frau heut obend zum Tanz. – V i v a t!

 

Die Sirene heult, der Piepser schwätzt,

da wird dann schnell zum Spritzehaus gehetzt.

Wern nur die Barschieder alarmiert,

geht des ganze noch zivilisiert,

da fahre se all zum selbe Gerätehaus hin,

des mescht ja auch so noch Sinn,

doch wehe die Sirene heule auch weiter unne raus,

dann setzt bei manche Leut de Verstand dann aus.

In de Backesgass is es ganz extrem,

die Bewohner dat mer nur bei annern Wehrn sehn.

Doch sind des nit die einzische in unserm Ort
auch noch annern fuhrn beim Großalarm fort,

alte Fraue und Kinne auf der Straß’,

iss dene egal, die gebe Gas.

Mer will jo in Schlangebad nit de letzte sei,

doch Fensterplätze sind doch immer frei.

In Wambach sieht des ja schon annerst aus,

da stehe ja eigentlich genug am Feuerwehrhaus.

Deswesche könne mir des auch nit verstehn,

mer duns aach werklich nit gern sehn.

Und wenn des mit dem Feuerwehrtourismus tut weiter expandieren,

do könne auch die Barschieder nach Hausen immigriern.

Doch diese dolle Schnapsidee
war in Barschied jo schon immer passe. – V i v a t!

 

Nach alder Tradition, des is doch klar,

wird gepolter bei de Fraa.

Doch diese Familie mit’m ganze Klan,

is zur Hochzeit nach Mittenwald gefahrn.

Un als sie dann unne am feiern warn,

wurd notgepoltert hier deham.

Denn dene junge Leud dad des ganz schee stinke,

des es hier nix gab von dene zu drinke.

Kloschüsseln, Flasche un de Kram,

lage uff amol bei dene daham.

Un als se warn dann wieder zu Haus,

fiele ihne fast die Aache raus.

Verdammt noch mol, mir wern verrückt,

wer hat denn do was mitgekriegt.

Marion un Frank, ihr wißt’s genau,

gepoltert wird immer bei de Frau. – V i v a t!

 

Wie de Vater so de Sohn,

sagt ein altes Sprichwort schon.

Un wenn des dann ums zündeln geht,

ruckzuck was in Flamme steht.

Letztes Jahr war’s de klaa Engelmann,

als en Heuballe er steckte an.

Da war de Vater ganz schön sauer,

doch selber war er auch nicht schlauer.

Denn Wespe galts zu eliminieren,

doch bei de Vernichtung dats eskalieren.

Er hot ihrn Bau in Brand gesetzt
doch die Wirkung unterschätzt.

Denn die Wespe fande des net so schee
und date zum Angriff übergeh.
De Siggi nahm die Füß in die Hand
un ist vor de Wespe weggerannt.

Das Feuer sich derweil entfachte
und den Baum zu Nichte machte.

Den Qualm sah man im ganze Ort,

doch die Wespe warn noch lang nit fort.

Denn des Nest war unne im Baumstumpf drin,

aber der Rest vom Baum der war hin.

Drum lachte die Viecher de Siggi noch aus,

un floche zurück in ihr unversehrt Haus. – V i v a t!


Kaffee trinke is jo ganz schee,

doch darf mer do nit zum Alex geh.

Die Dier geht uff – es tut en Knall,

de Alex schreit durch sein Hall,

5 Uhr moins, macht euch raus,

sonst schmeiß ich euch eigenhändig aus meim Haus.

So gings uns nachm Schlachtfest, als wir vom Kaffee
trinke träumte,

als de Alex vor Wut nur so überschäumte.

Früher dat des annerst laufe,

als de Alex kam noch mit zum saufe.

Doch die Zeite sinn vorbei,

denn mit seiner studiererei,

kam dann auch die Flennerei.

Doch Pappa’s nächste mol sieht des annerst aus,

da stürme mer einfach dann dein Haus.

Moje is es dann soweit,

stell die Kerbesupp bereit. – Prost Vater!

 

Neber mir stehst du mein Schatz,

du hast noch gesagt, für de Spruch seh ich schwarz.

Ich find ich hab’s trotzdem gut gemacht,

die Leut habe ja aach viel gelacht.

Nun stehts du im Rampelicht,

du bist de Mundschenk un kennst die Pflicht.

Doch bis jetzt kamst du noch nicht zum trinke,

ich weis des tut dir ganz schee stinke.
Trink du nun selbst von diesem Wein,

du selber schenktest ihn dir ein.

Trink aus das Glas mit Rebensaft,

den du host für heut genug geschafft. – P r o s t!

 

Nun isses vorbei, ihr könnts euch denke,

drum will ich nit mehr Zeit verschenke.

Das war er nun de Kerbespruch,

jed Jahr wieder en klaanes Buch.

Bleibt noch hier und habt viel Spaß,

rollt herein das nächste Faß.

Bevor ich von de Bühne wanke,

möchte ich noch so manchem danke:
Euch, weil ihr zur Kerb gekomme seid,

unsern Helfern, die zur Arbeit warn bereit,

dene Gruppe un Vereine, die uff em Umzuch mitmarschiert,

dem Hennes, weil er es Deckblatt hat kreiert,

em Bernd, weil er uns en Hammel hat gegebe,

wenn ich ihn gewinn, dud er nett mehr lang lebe.

So könnts mit de Kerb aach bald gehe,

weil de Kreis dud mehr aach nit mehr verstehe.

Gebührenerhebung, des is OK,

aber 400 % des is nit mehr so schee.

Wenn die Preise tun wieder so explodiern,

könne mer die Kerb bald nett mehr finanzieren.

Mer könne nur weiter auf Verständnis hoffe,

die vom Kreis sind ja nett direkt betroffe.

Denn es geht um unsre Kerb, ihr wißt’s jo all,

hoffentlich sehn mer uns aach next Johr in dieser Hall. – V i v a t!